10. Dezember 2014

Zum Weinen lachen [zwei] - Wie man uns den Strom abgedreht hat

Was bisher geschah:
Wir, die drei Jungs von The Kill Candys, warfen uns ins Zeug und haben uns für das Jahr Zweitausendundvierzehn viel vorgenommen. Unzählige Bewerbungen wurden von uns, wie wir es eben auf der Musikakademie gelernt hatten, abgeschickt aber wie es wohl scheint sind diese nie angekommen. Ein Musikvideo, das uns verfolgen und auf die Probe stellen sollte. Und jede Menge verdammt cooler Auftritte, die wir uns nicht erträumt hätten.


... Fortsetzung:
Die folgenden drei Monate sollten die aktivsten unseres bisherigen Band-Daseins sein. Wir spielten zu dieser Zeit sehr häufig in der Nähe des Abgrundes, jedoch sind wir/bin ich froh, dass wir uns besinnen konnten und auf den richtigen Pfaden davonglitten. In dieser Zeit sind uns lauter skurrile Sachen untergekommen, doch lest selbst.

April:

Immer noch mit den Gedanken zwei Autostunden von unserem Proberaum entfernt, von unserem Debüt mit bzw. vor Kreisky nachhause, stellten wir uns abermals in unsere geliebten vier Wände und probten und probten und probten. An dieser Stelle möchten wir unseren lieben Freunden, unseren lieben Familien und unseren lieben Freundinnen (im Falle des Bassisten seiner Spielhand im doppelten Sinne) danken. Sie alle haben sehr viel Geduld mit und Verständnis für uns. Es ist nicht leicht, wenn der Freundeskreis zur Hälfte aus einer Band besteht, denn mit wem soll man dann ausgehen, wenn das Horn zur Probe schreit?
Nun wieder zurück. Wie gesagt waren wir wieder fleißig am Proben für (Trommelwirbel) das East(er)rock Fest(ival). Völlig im Selbstmitleid versunken, dass uns niemand auf unsere Bewerbungen antwortet, empfingen wir die Nachricht, dass man sich in Osttirol doch nicht für uns schämt. Somit spielten wir am 19.04. des vergangen Jahres in Lienz.

Hier findet ihr den offziziellen Shout-Out für die Osterfestivität. Keinen Plan was ein Shout-Out ist, ja dann drauf auf den Link!

Für uns war es eine Ehre vor Größen wie Uwe Kaa oder Lance Butters zu spielen. Es machte uns einen Heidenspaß, denn der Sound war selten so gut wie in der RGO Arena und der Mischer selten so nett wie jener. Wir gaben wieder einmal alles, bis der Kuhmist von der Decke bröckelte.

Seht ihr das wilde Vieh? | Foto: Stefan Tschapeller

Es war nämlich zu diesem Zeitpunkt nicht selbstverständlich, dass wir guter Dinge waren, mussten wir doch wenige Wochen zuvor erfahren, dass unserem geliebten Zentrum der Musik, Kreativität und Kraft, der Garaus gemacht werden sollte. Ja, habt ihr, ihr habt richtig verstanden. Unserer kleinen musikalischen Welt, zwischen den Wänden, die im Laufe hunderter Jahre mit Staub, dessen einzelne Körner die unglaublichsten Geschichten erzählen könnten, überzogen wurden, sollte ein Ende gesetzt werden. Wie ihr euch vorstellen könnt, waren wir nicht sehr begeistert, jedoch sahen wir dies nicht als das Ende der Kill Candys. Es war das Zeichen unserer Jugend, das war Grund genug um zu Feiern und unserem lieben Freund die letzte Ruhe zu gewähren. Eine riesige Feier wurde veranstaltet, dessen Teilnehmeranzahl jedoch verschwiegen werden sollte, da diese nicht ganz der für den Raum zugelassenen entspricht. Es waren viele von euch dort und konnten dieses Spektakel miterleben. Man sah lauter lachende Gesichter. Und als wäre das nicht genug. Da wir wussten, was der letzte Wille unseres Freundes war, erfüllten wir ihn ihm auch. Ein Auftritt der Tankstellenproleten und KRPL war womit unser Proberaum verdienterweise in den Ruhestand gehen durfte.

Das ist er, der blaue Himmel

Nun waren wir obdachlos. Völlig auf uns allein gestellt. Voller Verzweiflung und Depression haben uns wiederum unsere Freunde geholfen. Sie gewährten uns für einige Zeit Unterschlupf, bis wir wieder ein Heim gefunden hatten. Hierfür ein kräftiges "Recht wa Remus". Danke lieber Tankstellenprolet.

Mai:

Natürlich jagte ein Auftritt den nächsten und deshalb waren wir auch froh, vorübergehend ein Zuhause gefunden zu haben. Wir bewegten uns Ende Mai wieder auf alten Pfaden. Diesmal konnten wir die Tetris-Erfahrung des letzten Mals nutzen und stapelten unsere Habseligkeiten in den Opel Astra so hinein, dass da noch ein Sitzplatz übrig geblieben wäre. Wem dieser Sitzplatz gehören würde, wussten wir zum Zeitpunkt der Abfahrt noch nicht, jedoch konnte Mätt dieses Rätsel auf der Heimfahrt problemlos lösen.
Um Klarheit zu schaffen: Wir waren wieder einmal mit Sack und Pack Richtung Innsbruck in den Weekender unterwegs. Nach unserem vorigen Aufritt mit Kreisky durften wir nun mit einer weiteren exzellenten Band aus Österreich auftreten - Giantree. Ein Geheimtipp unter den heimischen Bands.
Völlig fertig von der zweistündigen Fahrt kamen wir im Weekender an. Voller Vorfreude auf den Auftritt begannen wir mit dem Soundcheck. Wie im letzten Blogeintrag erwähnt, gab es eine winzige Keilerei zwischen Bassisten und Mischer, die jedoch damals nach dem Auftritt wie weggeblasen war, da der Mischer sah, dass wir doch wussten wie mit unseren Instrumenten umzugehen ist. Hier an dieser Stelle die im letzten Eintrag versprochene, um es besser zum Ausdruck bringen zu können, vielleicht etwas überspitzt formulierte Fortsetzung.
Wie schon gesagt stimmten wir mit voller Vorfreude zum Soundcheck an. Es schien als würde nichts mehr diesem wunderschönen Abend entgegen stehen. Mätt bemerkte jedoch, dass sein Gesangs-Mikrofon fehlte und deshalb trat er an den Mischer höflichst heran und bemerkte schlicht, ob es sein könnte, dass er dies eventuell vergessen hätte. Der Mischer entgegnete daraufhin, dass alles so aufgebaut sei, wie es in unserem Rider (schlicht: Plan) beschrieben ist. Mätt erwiederte jedoch, dass sein Mikrofon im Rider genau an dieser Stelle stehen müsse.
Darauf der Mischer: "Na, des stimmt sicher net. I hob alles so aufgebaut wie es letzte Mal."
Mätt: "Ja, aber letztes Mal hab i doch ah a Mikro kab."
Mischer: "Na, sicher net. Habs genauso aufgebaut, wie es im Rider gstanden is."
Mätt: "Hm, i glaub aber schon, dass es im Rider so drinnen gstanden is, dass es Mikro da is."
Mischer: "Na, na. Sicher net."
Mätt: "Darf i kurz mal aufn Rider schaun?"

Der Mischer reichte Mätt den Rider.

Mätt: "Äh, tschuldige. Wenns mi net ganz täuscht. Dann glaub i, dass mei Mikro wohl an der Stelle im Rider eingezeichnet isch."

Der Mischer blickte auf den Plan.

Mischer: "Was? Wie? Ja, ja des schon. Aber schau mal. Aufn Plan stehst du rechts und jetzt stehst du links. Des is ganz was anders. So müsst i jetzt wieder alles umbauen, weil du jetzt links stehst. Des würd jetzt viel zu viel Zeit kosten. Wir sein eh schon hintern Zeitplan."
Mätt: "Naja, so viel Aufwand wärs jetzt ja ah net, oda? Wir müsst ja lei den Mikroständer 3 Meter nach links schieben?"
Mischer: "Na, na. So einfach wie du des da sagsch is es net. Da muss i jetzt alles umbaun und umstecken."

Nun den Rest möchte ich euch ersparen. Es ging auf jeden Fall noch einige Zeit so weiter, bis der Mätt, wie schon erwähnt ein sehr gelassenes Wesen (wie Bassisten ebenso sind), einen roten Kopf bekam und es so wirkte als würde er gleich explodieren. Schlussendlich wurde der Mikrofonständer drei Meter nach links geschoben.
Zu unserem Glück brachten wir den Soundcheck schnell hinter uns und konnten somit den restlichen Abend und unseren phänomenalen Auftritt genießen. Wie schon beim letzten Mal im Weekender war das Publikum voller ehrlicher Seelen, die uns nur dafür liebten, dass wir in diesem Moment vor ihnen standen und für sie spielten. Völlig verschwitzt kamen wir in den Backstagebereich und plötzlich fiel dem Mätt ein, wem der freie Sitzplatz im Auto gehörte: Dem Mischer, den wir das nächste Mal selbst mitnehmen! Der Abend wurde noch kräftig gefeiert.

Fehlender Mikroständer - ein Fall von Bassismus?!


Ein Projekt, das wir schon lange geplant hatten, wurde wieder aktuell. Ein eigenes Musikvideo. Aus schon genannten Gründen, konnten wir das Musikvideo in Wien nicht realisieren, jedoch standen das Konzept und die ganze Geschichte. Wir dachten uns, es wäre schade darum, einfach alles verstauben zulassen. Aus diesem Grund einigten wir uns, kürzer zu treten und dass Musikvideo in unserer Heimat zu drehen. Gesagt, getan. Nun waren wir wieder mitten drin, da wo wir ein halbes Jahr zuvor aufgehört hatten. Diesmal hatten wir eine treue Seele an unserer Seite, der uns schon des Öfteren geholfen hat. Der Michael - Hö! Es war angenehm, mit ihm dieses Video in Angriff zu nehmen. Wir setzten uns an vielen Abenden zusammen und besprachen mit ihm, welche Vorstellungen wir hatten. Es wurde mit den verschiedensten Leuten gesprochen und eine Menge organisiert und so kam schlussendlich der Ball ins Rollen. Doch zu viele Hindernisse waren ihm im Weg und es kam schnell alles zum Stehen. Björn drehte völlig durch und es stellte sich wieder einmal heraus, dass Geld die Welt regiert. Von dieser Tatsache zu Boden gerissen, wollten wir nichts mehr machen, hatten wir doch so viel Energie in dieses, für unsere Verhältnisse, gigantische Projekt gesteckt.

Juni:

Wenn ihr nun der Meinung seid, dass wir in anbetracht der Tatsachen unseren Proberaum verloren zu haben, unseren Traum vom eigenen Musikvideo aufgeben und den Mätt auf Kur schicken mussten (Weekender-Vorfall), vom Pech verfolgt werden, dann liegt ihr falsch.
Völlig am Ende von den Rückschlägen in Sachen Musikvideo und Proberaum, wurden wir gefragt, ob wir denn nicht gerne durch Österreich Touren wollen. "Äh, blöde Frage! Wer will das nicht?"
Unsere lieben Freunde von Jimmy and the Goofballs wollten mit uns durch ganz Österreich fahren und das nicht mit einem normalen Bus. Nein. Sondern mit dem Red Bull Brandwagen. Wir fühlten uns geehrte, das wir dafür auserkoren worden sind. Wir waren nicht alleine. Insgesamt waren wir zu dritt: The Jimmy and the Goofballs, the Kronskies und wir. Am Anfang standen Auftritte im Wien, Graz, Innsbruck und Velden auf dem Programm, jedoch kam bald einiges an Ernüchterung. Ihr müsst wissen, dass es als junge Band ohne Vitamin B schwer ist, Auftritte in Hauptstädten an Land zu ziehen, da man eben zu wenig Erfahrung hat. Doch woher die Erfahrung nehmen? Schlussendlich blieb nur mehr eine Stadt übrig - Graz. Uns war das egal. Hauptsache mal einen Auftritt außerhalb von Osttirol. Doch vor unserer Abreise sind genossen wir noch einen spielerisch "sensationellen" Auftritt in Lienz.

Kurz vorm Abheben | Foto: Tobias Tschurtschentaler

Die zweite erste Station sollte das Sommerfest der TU Graz sein. Die Sachen wurden in einen großen Lieferwagen gepackt und los ging die Reise von Osttirol nach Graz. Am Sommerfest angekommen, wurde erst einmal richtig gut gegessen. Mittlerweile wurden die freien Plätze am Platz immer rarer, was für uns natürlich eine Menge Publikum bedeuten würde. Wir müssen ehrlich gestehen, wir haben noch nie vor so vielen Leuten gespielt. Es machte uns wieder einmal sehr glücklich zu sehen, dass unsere Ernte Früchte trägt. Aus diesem Grund wurde auf kräftig gefeiert.

Unser Astra

Draufsicht | Foto: Timotheus Hell

Schwielende Hitze | Foto: Timotheus Hell

Am nächsten Tag  sollten wir, so war es jedenfalls geplant, in See stechen und Richtung Rio de Janeiro aufbrechen und an der berühmten Copacabana spielen. Naja, vielleicht ist das jetzt ein wenig zu dick aufgetragen, jedenfalls waren die Geldtaschen derer die dort einen Wohnsitzt besaßen dick. Die Rede ist von der Copacabana in Graz. Ein Strandbad mit dessen Besitzer wir unseren Auftritt (und den Auftritt der Goofballs und Kronskies) vereinbarten. Äh Besitzer? Nein wohl eher Gastronom.
Es muss gesagt sein, dass an diesem Tag der Himmel von Wolken getrübt war, weshalb es aus selbigem ab und zu ein bisschen tropfte. Am Strandbad angekommen wurde der Red Bull Brandwagen aufgebaut. Dies dauerte immer ungefähr eineinhalb Stunden. Danach gab es wieder einmal fett zu Essen. Der Schein trügt nicht. Auf Tour isst man sich den Magen satt und trinkt man sich die Leber kaputt. Mit vollen Magen und kaputter Leber gingen wir zum Soundcheck über. Waren wir vom Vortag ein etwas größeres Publikum gewohnt, beschränkte es sich damals auf etwa 10 Leute, doch hofften wir, dass noch mehr kommen würden. An diesem Tag eröffneten wir wieder den Ring. Es fühlte sich wieder gut an und wir drei waren viel besser in fahrt als am Vortag. Wir spielten und spielten und genossen es, hier vor diesem wunderschönen Ambiente zu spielen. Nach einiger Zeit kam ein etwas älterer Herr mit weißem Hemd zur Bühne und gestikulierte wild umher. Luk zeigte sich davon wenig beeindruckt und sang weiter als wäre nichts. Mitte im Lied plötzlich Stille. Nur mehr das Schlagzeug war zu hören. Keine Gitarre, kein Bass und kein Gesang. Was war los? Es dauerte nicht lange und wir begriffen, dass der ältere Herr uns einfach den Strom abdrehte. Doch Björn trommelte in Punkmanier weiter, was das angemessenste Verhalten in dieser Situation war. Mit dem letzten Becken schlag, war das Lied aus und der Herr im weißen Hemd sagte: "Jetzt ist Schluss. Das gesamte Gelände hier gehört mir. Die Leute gehen schon, weil ihr hier solchen Lärm macht. Ihr könnt jetzt zusammenpacken. Aufwiedersehen!"


Im besagten Strandbad

Natürlich lag es nicht am schlechten Wetter und schon gar nicht an der schlechten Musik, dass die Leute sich aus dem Staub machten. Was sollten wir nun machen? Uns wurde einfach der Strom abgedreht. Alle waren völlig angepisst. Alle vom Tontechniker bis hin zu den reichen Menschen am anderen Ende des Sees. Sollten wir uns wirklich die ganze Arbeit nur für einen Auftritt gemacht haben. Nein. Peter von den Goofballs kannte einen Wirt, der eventuell bereit wär sein Wirtshaus für einen Auftritt der drei Bands zu öffnen. Zu unserer Freude tat er das schließlich auch. Und so spielten wir in der Hopfenlaub in Graz. Es war ein kleiner, spontaner und sehr angenehmer Auftritt. Zwar war es nicht das was wir uns vorstellten, doch nahmen wir was wir kriegten. So ging der Monat Juni zu Neige und wir waren voller Euphorie und Erfahrung.

Wie das Spiel um uns weiter geht, erfährt ihr in der nächsten Folge, nächsten Mittwoch, wenn es wieder heißt: "Zum Weinen lachen"


Fortsetzung, sie folgt . . .